Wie das Startup Pop-up-Camps Platz für Camper macht

Mangelnde Stellplätze, illegales Wildcamping, Umweltverschmutzung und Verkehrschaos: Der bevorstehende Corona-Sommer fordert die Akteure der deutschen Tourismusbranche heraus. Urlaub in Pandemie-Zeiten braucht Platz und der Run auf Ferienwohnungen und Campingplätze in Deutschland ist nach dem Lockdown größer denn je. Pünktlich zu den Sommerferien will das Hamburger Startup Pop-up-Camps landesweit Platz machen für einen individuellen Campingurlaub mit Abstand – mithilfe eines Online-Marktplatzes.
Stellplätze statt Festivals
Im Zuge dessen hat das Startup Pop-up-Camps kürzlich eine Buchungsplattform samt Community-Marktplatz gelauncht, über den Corona-konforme Camps in ganz Deutschland angeboten und gebucht werden können. Schon bereit stehen u. a. ein ehemaliges Militärgelände auf der Halbinsel Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern, wo sonst das Pangea-Festival stattfindet, und ein Industriemuseum östlich von Dessau auf einer Halbinsel im Gremminer See, auf der normalerweise verschiedene Festivals gastieren.
So sollen aus den Verlierern der Krise nun Retter in der Urlaubsnot werden: „Unsere Veranstaltungsareale sind mit einer perfekten Basisperipherie ausgestattet und werden momentan aufgrund des aktuell geltenden Veranstaltungsverbots nicht genutzt“, erklärt Hans Jensen, Macher des Pangea-Festivals. „Daher freuen wir uns, wenn wir mit unserem Campea Pop-up-Camp unseren Anteil zur Krisenbewältigung leisten können.“ Denn nicht nur die Existenzen der Festivalbetreiber hängen an den ausgefallenen Großveranstaltungen. Gerade in ländlichen Regionen leisten die Großveranstaltungen viel Gutes für das lokale Umfeld.
Pop-up-Camps als Vermittler
Die Idee zu Pop-up-Camps stammt von der Hamburger Film- und Eventproduktionsfirma Bsp Media GmbH und ist in Corona-Zeiten entstanden. „Wildcamping wird 2020 zur großen Herausforderung für Kommunen. Hier setzen wir an und wollen zwischen Campingurlaubern und Grundstückseignern vermitteln", erklärt Jobst von Paepcke, Geschäftsführer von Bsp Media das Konzept.
Dabei verhandelt das Hamburger Unternehmen nicht nur mit Großveranstaltern, zum Portfolio gehört u. a. ein Pilotprojekt mit dem niedersächsischen Landesforstbetrieb, um auf der 330.000 Hektar großen Waldfläche legale Stellplätze an den Parkplätzen einzurichten. Aber auch Privatpersonen, die auf ihren Grundstücken Platz für ein bis drei Campingfahrzeuge auf Abstand haben, können ihr Angebot kostenfrei inserieren.
Mit Übernachtungsnachweis für die Gäste, Contact Tracing (Nachverfolgung von Kontaktpersonen) sowie Online-Buchungssystem und Check-In sollen die Kontaktbeschränkungen eingehalten werden. Preis, Verfügbarkeit und Hausregeln obliegen dem Anbieter. Eine Campingplatz-Infrastruktur mit Wasser- und Stromversorgung oder eine Entsorgung werde nicht benötigt.

Politische Unterstützung gefragt
Doch die politischen Rahmenbedingungen seien noch eine große Herausforderung: „In den letzten sieben Wochen haben wir 140 Veranstalter angesprochen und gemeinsam daran gearbeitet, die nötigen Genehmigungen zu bekommen“, erklärt von Paepcke. „Jetzt ist die Politik am Zug, dem Wildcamping flächendeckend eine legale Alternative entgegenzusetzen und Inhabern größerer Flächen schnell rechtssichere und unbürokratische Genehmigungen zu ermöglichen, mit denen sie temporär umsatteln und Pop-up-Camps anbieten können.“
sm/sb