Unternehmen

Cannabis-Legalisierung – ein Genussmarkt, der sich rechnet

13. Juni 2023
Deutsche Anbaugesellschaft will Europas größter Cannabisproduzent werden. Blockchain-Technologie und KI sollen für Transparenz sorgen

Erwachsene sollen künftig Cannabis in bestimmten Mengen privat oder in nicht-gewinnorientierten Vereinigungen anbauen dürfen sowie im Rahmen eines regionalen Modellvorhabens in lizenzierten Fachgeschäften erhalten können“, so das aktuelle Eckpunktepapier, auf das sich die Bundesregierung mit der EU-Kommission geeinigt hat. Mit ihrem Ansatz zur Legalisierung von Cannabis will die Bundesregierung den Gesundheitsschutz durch mehr Qualitätssicherung gewährleisten und den Schwarzmarkt eindämmen. Bislang darf in Deutschland nur medizinisches Cannabis angebaut werden. Die nun beginnende Legalisierung von Cannabis auch zu Genusszwecken, eröffnet einen vielversprechenden Markt, ist Christian Tonn überzeugt. Zusammen mit Ercan Hayvali hat er die Deutsche Anbaugesellschaft DAG GmbH gegründet, mit Sitz in Hamburg. „Wir rechnen mit einer Marktgröße von 10 Milliarden Euro“, so Tonn.

Nachfrageprognose in Deutschland: jährlich 400 Tonnen

2024 soll der Anbau starten. Geplant ist eine Indoor-Anlage auf einem ehemaligen NVA-Gelände bei Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Auf 630.000 qm Gesamtfläche, gesichert durch Zäune und Mauern, sollen 35 Hallen mit einer Fläche von insgesamt 120.000 qm zur Produktion von Cannabisblüten genutzt werden. Bereits im ersten Jahr könnten am Standort über 40 Tonnen Cannabisblüten erzeugt werden, womit die Deutsche Anbaugesellschaft DAG nach eigener Aussage Europas größter Cannabisproduzent wäre. „Nach vollständigem Ausbau können wir an dem Standort sogar 120 Tonnen Cannabisblüten produzieren. Langfristig rechnen wir mit einer Nachfrage von 400 Tonnen in Deutschland. Mit der Deutschen Anbaugesellschaft DAG sind wir in der Lage einen großen Teil der Nachfrage in Deutschland zu decken“, erklärt Tonn.

630.000 qm Gesamtfläche am Standort Anklam

Anbau ist finanz- und energieintensiv 

Doch bis dahin ist noch viel zu tun. „Der Anbau von Cannabis wird hohen staatlichen Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen unterliegen, darauf bereiten wir uns gerade vor.“ Zudem ist der Indoor-Cannabis-Anbau ausgesprochen energieintensiv, Tonn und sein Mitgründer wollen dabei ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Und schließlich seien hohe finanzielle Investitionen, viel Erfahrung und dezidiertes Fachwissen erforderlich. Erfahrung mit dem nationalen wie internationalen CBD- und Cannabismarkt bringt der 37-Jährige mit. 2018 hat er die CeBiol GmbH und 2021 die CeBiol Blockchain Solutions (CeBioLabs) gegründet.

Blockchain- und KI-gestützte Systeme 

Während CeBiol ein Großhändler für CBD-Produkte ist, will Tonn mit CeBioLabs den Hauptherausforderungen des Marktes – mangelnde Transparenz und Qualitätssicherheit – durch Blockchain-Technologie und den eigens entwickelten Krypto-Token CBSL begegnen. Die Deutsche Anbaugesellschaft DAG will zudem in Kooperation mit CeBioLabs Blockchain- und KI-gestützte Systeme für den effizienten Cannabisanbau entwickeln. „Die Blockchain-Technologie erlaubt uns absolute Transparenz und eine genaue Dokumentation der Produktionsprozesse sicherzustellen. Wir können genau nachvollziehen, wer was wo und in welcher Qualität angebaut hat, und ob die benötigten Zertifikate dafür vorliegen. Nur so sind wir in der Lage die komplexen Cannabis-Lieferketten sicherzustellen und einen effizienten Anbau zu gewährleisten.“ Den Reiz der Kryptowährung sieht der Gründer in der Möglichkeit, Token mit einer Vielfalt weiterer Funktionen auszustatten – und in der potenziellen Wertsteigerung. „Im Cannabismarkt stecken hohe Renditen“, ist Tonn überzeugt. „Wir erwarten Margen, die deutlich über denen anderer Investments liegen.

Christian Tonn, Mitgründer Deutsche Anbaugesellschaft

Cannabis-Legalisierung: Stufe 2 soll nach der parlamentarischen Sommerpause folgen

Akteure im Umfeld des Cannabismarkts haben bereits einen langen Atem bewiesen. 2017 wurde Cannabis in Deutschland zur rein medizinisch-therapeutischen Behandlung zugelassen, die Cannabis-Produkte dazu mussten jedoch importiert werden. 2021 wurden die Lizenzen für den kontrollierten Anbau innerhalb des Landes vergeben und nun kommt die schrittweise Legalisierung. Stufe 1 des aktuellen Gesetzentwurfs sieht dabei die Entkriminalisierung sowie den Anbau und die Abgabe von Cannabis durch Social Clubs vor. „Stufe 2 soll im Sommer folgen und beinhaltet dann endlich den kommerziellen Anbau und die Abgabe in lizenzierten Fachgeschäften“, weiß Tonn. „So manchen geht tatsächlich langsam die Geduld aus, sowohl auf Konsumenten- als auch auf Investorenseite. Aber ich bin überzeugt: Jetzt geht es los!“
ys/sb

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