So nutzt die Hamburger Logistikbranche die Blockchain

Die Blockchain-Technologie gilt als transparent, fälschungssicher und dezentral. Damit hat sie ein großes Potenzial für die Logistikbranche: Beispielsweise im Bereich der Lieferketten könnte die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) die größtenteils manuellen bzw. papierbasierten Systeme ablösen und die Digitalisierung der Branche vorantreiben, so eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom. In Hamburg gibt es im Logistikkontext bereits konkrete Anwendungsfälle und Testprojekte, in denen die Blockchain-Technologie zum Einsatz kommt. Die Hamburg News stellen drei Use Cases vor. Teil 2 der Blockchain-Serie. Im Auftaktartikel haben wir Hamburger Energie-Projekte vorgestellt, die auf der Blockchain basieren.
Hapag-Lloyd will mit Tradelens die Digitalisierung beschleunigen
Das Hamburger Transport- und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd hat sich im Juli 2019 der Blockchain-basierten, digitalen Branchenplattform Tradelens angeschlossen. Sie wurde von dem amerikanischen IT-Unternehmen IBM und dem Logistik-Konzern A.P. Moller-Maersk entwickelt und zählt bereits mehr als 100 internationale Teilnehmer. Diese seien für mehr als die Hälfte des weltweiten Container-Frachtverkehrs auf See verantwortlich, so die Unternehmen. Die Versandplattform soll es den Teilnehmern ermöglichen, sich über das gesamte Ökosystem der Lieferkette hinweg zu verbinden, Informationen auszutauschen und digital zusammenzuarbeiten.
Dabei seien die Eigenschaften der DLT ideal für große Netzwerke mit unterschiedlichen Partnern: Während sich die Fracht um die Welt bewegt, wird mithilfe der Blockchain-Technologie eine transparente, unveränderliche Aufzeichnung aller Transaktionen erstellt. Parallel können berechtigte Parteien, darunter Frachtführer, Zollbeamte und Hafenbehörden, in Echtzeit auf Daten zugreifen. „Mit fünf der sechs weltweit größten Carrier und vielen weiteren Akteuren können wir die digitale Transformation beschleunigen, um mehr Vertrauen, Transparenz und Zusammenarbeit entlang der Lieferketten zu schaffen und den globalen Handel zu fördern“, erklärt Martin Gnass, Managing Director Information Technology bei Hapag-Lloyd. Die Plattform verarbeite laut IBM bereits heute mehr als zehn Millionen Versandvorgänge und tausende Dokumente pro Woche.
Fälschungssichere und standardisierte Transportdokumente – Hansebloc
Währenddessen wird im Digital Hub Logistics in der Speicherstadt an dem Projekt Hansebloc („Hanseatische Blockchain-Innovationen für Logistik und Supply Chain Management“) gearbeitet, das sich einem übergreifenden Problem in der Logistikkette widmet: die fälschungssichere Informationsübermittlung zwischen allen Beteiligten – im Land-, See- und Lufttransport. Transportpapiere, Frachtbriefe und Zolldokumente würden heute neben der klassischen Papierform unter anderem per E-Mail, über Cloud-Dienste und Frachtenbörsen ausgetauscht, doch gebe es dabei kaum einheitliche Standards, erklärt Dr. Jan C. Rode von der Logistik Initiative Hamburg. Hier will das Verbundprojekt ansetzen und durch die Blockchain-Technologie einen sicheren, elektronischen Austausch von Frachtdokumenten ermöglichen – mithilfe eines Sensornetzwerks.
Bis zum Projektende im September 2020 soll ein Prototyp entwickelt werden. Mit diesem sollen unter anderem künftig „Kosten eingespart, zum anderen bislang aufwendige administrative Tätigkeiten automatisiert werden“, so Rode weiter. Das Hansebloc-Konsortium besteht aus zehn norddeutschen Verbundpartnern, darunter vier Logistikunternehmen, vier IT-Dienstleister und zwei Hochschulen, darunter die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) und die Kühne Logistics University gGmbH (KLU). Das im April 2018 gestartete Vorhaben mit einem Projektbudget von rund 3,1 Millionen Euro wird von dem Cluster Logistik Initiative Hamburg koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert.
Robob soll den Hamburger Hafen sicherer und effizienter machen
Es gilt als erstes Blockchain-Projekt im Hamburger Hafen: Mit Robob (Release order based on blockchain) soll der Freistellungsprozess beim Seefrachtimport auf der Blockchain abgebildet werden. Das im August 2018 gestartete Verbundvorhaben wird von der Dakosy Datenkommunikationssystem AG koordiniert, Projektpartner ist die Technische Universität Hamburg (TUHH). Ziel ist es, die Prozesse im Hafen effizienter zu gestalten.
Die sogenannte Freistellreferenz, die zwischen den beteiligten Parteien ausgetauscht wird, berechtigt ein Transportunternehmen dazu, einen Container vom Terminal abzuholen. Doch die bewegten Warenwerte stellen hohe Anforderungen an die Zugriffsberechtigung und die IT-Sicherheit. Im Zuge dessen sollen zwei Blockchain-Alternativen (Hyperledger, Etherium) in die bestehende Import-Plattform des Hamburger Hafens integriert und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Dabei ist unter anderem der Einsatz von Smart Contracts (automatisierte, digitale Verträge) geplant. Das Projekt mit einem Volumen von rund 1,3 Millionen Euro wird über das Förderprogramm des Bundes für Innovative Hafentechnologien (IHATEC) zu 56 % gefördert und läuft noch bis Januar 2020.
sb/kk