Hamburger Reallabor für Wärmewende startet

Eine nahezu CO2-freie dezentrale Wärmeversorgung für Bestands- und Neubauten, die ohne fossile Energieträger auskommt. – Mit diesem Vorhaben hatte sich das Verbundprojekt „Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg" (IW3) im vergangenen Jahr, unter Konsortialführung und mit Beteiligung der HAW Hamburg, für die Förderung „Reallabore der Energiewende“ des Bundeswirtschaftsministeriums beworben. Nun wurde der Förderbescheid in der Höhe von 22,5 Millionen Euro übergeben. Damit fiel der Startschuss für das Vorhaben.
Heißes Thermalwasser aus 3.500 Metern Tiefe
„Der Stadtteil Wilhelmsburg ist perfekt geeignet als Reallabor für die Wärmewende hin zu einer erneuerbaren Versorgung“, so Peter Lorenzen, Koordinator des Teams Wärme am Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. „Unser Team war in den letzten Jahren an mehreren Wärmeprojekten in Wilhelmsburg beteiligt und wir freuen uns darauf, unser bestehendes Fachwissen nun auch in IW3 einbringen zu können.“
Zentraler Bestandteil des Projekts „IW3 – Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg" sei die regenerative Wärmeversorgung. Neben bereits vorhandenen Erzeugern, wie Windkraft oder Solarthermie, ist die Nutzung von Erdwärme ein wesentlicher Bestandteil. So sieht das Konzept die Errichtung einer Geothermieanlage vor, die heißes Thermalwasser aus dem Untergrund – aus 3,5 Kilometern Tiefe – nach oben holt. Über Wärmetauscher wird die Energie dem Wasser entzogen und in das Wärmenetz eingespeist, das neu errichtet werden soll. Das abgekühlte Wasser wird zurück in den Entnahmehorizont geleitet.
Saisonaler Speicher, Wärme-Marktplatz und Blockchain-Technologie
Mittels zusätzlicher Einbindung sektorenübergreifender Technologien, wie Wärmepumpen und Power-to-Heat-Anlagen sowie der Verwendung selbst erzeugten erneuerbaren Stroms, sei perspektivisch eine CO2-neutrale Versorgung möglich. Um Wärmeüberschüsse des Sommers im Winter nutzen zu können, ist die Errichtung eines saisonalen Speichers, eines sogenannten Aquiferspeichers, geplant. Das CC4E der HAW Hamburg ist federführend für die Umsetzung des Teilprojektes „Integrierter Wärme-Markt" verantwortlich. Ein digitaler Wärme-Marktplatz soll alle lokalen Energieerzeuger und Verbraucher bündeln und so eine kosteneffiziente sowie klimafreundliche Versorgung von Gebäuden ermöglichen. Die Nachweisführung für die angebotene Wärme soll mittels Blockchain gewährleistet werden.
Weiterhin sind an dem Projekt beteiligt: GTW Geothermie Wilhelmsburg GmbH, Consulaqua GmbH, HIR Hamburg Institut Research gGmbH sowie die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel.
sm/sb
Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Das Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) ist eine fakultätsübergreifende wissenschaftliche Einrichtung der HAW Hamburg, die sich in interdisziplinärer Weise den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Energiewende annimmt. Dazu gehört auch der intensive Austausch mit der Gesellschaft über die zukünftigen Veränderungen im Rahmen der Energieversorgung von morgen. Die Kernkompetenzen des CC4E liegen in den Bereichen Windenergie, Speicher, Systemintegration und Sektorenkopplung.