OMR-Chef Philipp Westermeyer: Einfach mal machen

Festival, Podcasts, Plattformen, ein Buch und ein Fernsehturm. Auf den ersten Blick scheinen die Projekte des Hamburger Medienunternehmers Philipp Westermeyer keinem eindeutigen Plan zu folgen. Doch OMR ist in der Corona-Krise gewachsen. 2019 zog das OMR-Festival mehr als 50.000 Besucher*innen in die Hamburger Messehallen, dann kam Corona. In dieser Zeit ist das Unternehmen von 120 auf 200 Mitarbeiter gewachsen, bei einem Umsatz von 30 Millionen - und OMR peilt weiter deutliches Wachstum an. Hamburg News sprach mit Westermeyer über sein Erfolgsrezept.
Hamburg News: Die Corona Pandemie hat dich und dein Team hart an den Abgrund getrieben. Wie habt ihr die Kurve gekriegt?
Philipp Westermeyer: Wir haben unser Business auf vier Standbeine erweitert – Live-Events, Podcasts, unser Portal für Software-Bewertung und Weiterbildung sowie den Hamburger Fernsehturm als Bonus eines Tages, wenn wir ihn wiedereröffnen können. Da Live-Events wegen der Pandemie nicht mehr liefen, haben wir andere Bereiche höher priorisiert. Das hat uns nicht nur gerettet, wir konnten sogar deutlich wachsen.

Hamburg News: Du hast ja jetzt auch noch ein Buch veröffentlicht „Digital unplugged“ (Econ Verlag). Ein echtes Buch aus Holz zum Blättern, zumindest ungewöhnlich für einen Digitalunternehmer...
Westermeyer: „Digital unplugged“ ist ein Buch zum im Bett lesen, nichts für den Schreibtisch. Es richtet sich an eine breite Zielgruppe, nicht nur an Digitalexpert*innen. Es beschreibt außergewöhnliche Phänomene und Macher unserer Zeit. Und: ein Buch ist nicht so ungewöhnlich, wie man denkt. Die Marken ergänzen und befeuern sich gegenseitig. Dazu gehört es auch, mal Sachen zu machen, die uns nicht direkt Kohle einbringen, aber dennoch ins Portfolio passen.
Hamburg News: Wie und wo kommst du auf deine Projektideen?
Westermeyer: Praktisch überall. Unter der Dusche, auf dem Sofa... Ich laufe einfach mit offenen Augen durch die Gegend und frage mich, was ich selbst spannend finde. Das Gute: Ich bin ja meine eigene Zielgruppe und entwickle Produkte und Dienstleistungen, die ich auch selbst brauchen und nutzen würde.
Hamburg News: Womit willst du uns als nächstes überraschen?
Westermeyer: Vermutlich werde ich nicht so viele Türme pachten können oder Bücher schreiben. Aber kürzlich las ich einen Bericht über berufstätige Mütter. Da kam ich auf die Idee, ein Jobportal speziell für diese Zielgruppe zu machen. Vielleicht nächstes Jahr. Ich glaube unser USP ist, dass wir Dinge auch einfach mal machen und dann schauen, wie es läuft.
Hamburg News: Am 17. und 18. Mai 2022 soll es nach 3 Jahren erstmals wieder das OMR Festival geben, zu dem 2019 schon mehr als 52.000 Besucher*innen kamen. 500 Aussteller, 700 Speaker*innen, darunter die Youtuber Fynn Kliemann und Rezo – es soll das „heftigste“ Festival überhaupt werden. Wird es ein zentrales Thema geben?

Westermeyer: Neben unserem einigermaßen gigantischen „normalen“ Programm werden wir auf Fintechs und Mobilität fokussieren.
Hamburg News: Mobilität – da stehst du doch sicher bereits in Kontakt mit Elon Musk?
Westermeyer: Es gab mal Kontakt, aber das wäre jetzt viel zu früh, dazu etwas zu sagen.
Hamburg News: Was auch immer ihr euch noch einfallen lasst, Hamburg wird weiter der Standort eurer Wahl sein?
Westermeyer: Ich komme ja ursprünglich aus Essen, wohne aber seit vielen Jahren mit meiner Familie in Hamburg. Ich mag Hamburg vor allem auch als Medienstadt und als Stadt, in der sich vieles bewegt. Es ist viele Monate im Jahr die beste Stadt der Welt.
Hamburg News: Lieber Philipp, vielen Dank für das spannende Gespräch!
Das Interview führte Karolin Köcher
Philipp Westermeyer
Philipp Westermeyer, geboren 1979, ist Gründer von OMR in Hamburg. Der gebürtige Essener und Wahlhamburger studierte Betriebswirtschaft und Medienmanagement und war anschließend als Vorstandsassistent bei der Bertelsmann AG tätig. Schließlich wurde er selbst Unternehmer. Zunächst gründete er eine Online-Marketingagentur und verkaufte sie an Gruner + Jahr, später eine Werbetechnologiefirma und verkaufte diese an Zalando. Währenddessen begann er eher nebenbei, OMR als Konferenz- und Seminarreihe aufzubauen.