Unternehmen

Marketing-Guru Philipp Westermeyer: Stories sind wieder das Ding

1. Februar 2022
Der OMR-Gründer verrät Trends im Marketing. Eins ist dabei unverzichtbar – wie diese Beispiele zeigen

Mit dem OMR Festival lockte er 2019 mehr als 50.000 Besucher*innen in die Hamburger Messehallen. Dann kam Corona und Philipp Westermeyer und sein Team fokussierten auf andere innovative Projekte, so dass die OMR in der Krise sogar noch gewachsen sind. Die Hamburg News sprachen mit dem Marketingexperten über Werbung an ungewöhnlichen Orten, Ur-Instinkte und das Metaverse. 

Hamburg News: Lieber Philipp, wie und womit erreiche ich heute noch die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden? Welches sind die derzeit heißesten Marketing-Trends?

Philipp Westermeyer: Generell wird die Frage immer größer, wie komme ich in die Feeds meiner Zielgruppe ohne dafür direkt bei der jeweiligen Plattform zu bezahlen. Die ehemalige Plakatwerbung bis hin zu Billboards an Orten wir dem Times Square wird immer mehr so gestaltet, dass es gar nicht um eine direkte Botschaft geht, sondern darum, dass ein Foto gemacht und gepostet wird. Die Uhrenmarke IWC macht das beispielsweise sehr intensiv auch mit riesigen Fotos oder Malereien an ungewöhnlichen Orten, wie der Unterseite von Liftwagons im Skigebiet. In dieselbe Richtung zielt die Idee bei großen Sportvereinen nicht mehr nur die Trikots zu versponsoren, sondern auch Trainingsanzüge, die Spieler mit großen Instagram-Profilen unter der Woche tragen und in denen sie sich häufiger fotografieren. Der Wert des Trainingstrikots aus Marketingsicht entsteht erst über den Umweg Instagram, sowas ist neu.

Hamburg News: Wie sollten Unternehmen sich darauf einstellen bzw vorbereiten? Was brauchen sie künftig vor allem (außer Kohle)?

Westermeyer: Unternehmen brauchen ein schnelles und humorvolles Marketingteam. Stories sind wieder das Ding. Von der Doku über die eigene Firma (Penny an der Reeperbahn bis Gucci im Kino) bis zu humorvollen Firmenaccounts, die auf sozialen Netzwerken auftreten wie Personen. Das Pendel schwingt von der Zeit, in der vor allem quantitatives Performance Marketing den Unterschied gemacht hat, wieder zurück zu Inhalten.

Hamburg News: Ich erinnere mich noch gut an deine Keynote über Tipps fürs Marketing in Anlehnung an die 7 Todsünden – und deinen Appell „Packt sie bei ihren (Ur-)Instinkten“, mit der du die Menge auf der letzten OMR Konferenz 2019 angeheizt hast. Welche Strategie empfiehlt sich in Zeiten von Corona oder hoffentlich bald Post-Corona-Zeiten?

Westermeyer: Ich glaube die Ur-Instinkte sind etwas abgestumpft nach all den sehr speziellen Jahren, die jetzt dazwischen liegen. Man hört vielleicht tatsächlich aktuell eher einer schlüssigen Geschichte zu als der nächsten Verknappung oder dem nächsten Rabattaufruf und Appell an die Gier. Wobei Rabatte immer zu gehen scheinen, auch wenn sich die Ekstase an Black Fridays und so zumindest etwas mildert.

Hamburg News: In deinem Buch „Digital unplugged“ (Econ Verlag) schilderst du Erfahrungen, Einsichten und Kuriositäten aus der Welt des Digitalen. Wird die Digitalisierung unseren Lebensalltag in jeder Hinsicht nachhaltig verändern oder siehst du auch Grenzen? Und wenn, wo?

Westermeyer: Es gibt sicher weiterhin viele Veränderungen in den kommenden Jahren, aber eher schleichend. So wie Smartphones auch über Jahre immer mehr Aufgaben übernommen haben und den Alltag verändern. Aber nicht auf einmal. An ein Metaverse im Sinne einer dominierenden Plattform, wo wir alle mit unseren Avataren und AR-Brillen unterwegs sind, glaube ich in den nächsten Jahren eher nicht.

Andererseits gibt es heute schon Online-Spiele, wo sich Menschen mehr aufhalten als in der echten Welt. Aber das dürften erstmal kleinere Zielgruppen bleiben und nicht die Millionen, wie man sie von facebook oder Instagram kennt.

Allein die Tatsache, dass ein Produkt Geld kostet, wie die AR-Brille, ändert vieles. Die großen sozialen Netzwerke waren zum Start vollkommen neu und vor allem umsonst, das hat es damals so beschleunigt.

OMR Festival 2019

Hamburg News: Am 17. und 18. Mai wollt ihr mit dem OMR-Festival wieder die Messehallen rocken. Zugesagt haben Stars und Sternchen der Digitalszene wie Rezo und Fynn Kliemann. Gibt es Neuigkeiten zum Programm?

Westermeyer: Wir arbeiten, trotz der aktuellen Lage daran, dass es so kommt, in der Tat. Die Branche ist generell in großer Erwartung endlich wieder zusammen zu kommen, spüren wir. Rezo und Fynn empfinden wir als Freunde des Hauses, die beide schon bei OMR zu sehen und zu hören waren. Wir werden ganz sicher viele, viele weitere europäische Creator auf den Bühnen und in den Hallen haben. Dazu werden Hollywood, das Silicon Valley oder auch ganz andere Themenbereiche sehr amtlich vertreten sein. Wir möchten das gerne konkreter ankündigen, wenn die Pandemie sich etwas entspannt hat. Sollte alles klappen, wird es vom Programm her größer denn je. 

Hamburg News: Lieber Philipp, vielen Dank für das spannende Gespräch!

Das Interview führte Karolin Köcher

Quellen und weitere Informationen

Philipp Westermeyer

Philipp Westermeyer, geboren 1979, ist Gründer von OMR in Hamburg. Der gebürtige Essener und Wahlhamburger studierte Betriebswirtschaft und Medienmanagement und war anschließend als Vorstandsassistent bei der Bertelsmann AG tätig. Schließlich wurde er selbst Unternehmer. Zunächst gründete er eine Online-Marketingagentur und verkaufte sie an Gruner + Jahr, später eine Werbetechnologiefirma und verkaufte diese an Zalando. Währenddessen begann er eher nebenbei, OMR als Konferenz- und Seminarreihe aufzubauen.

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