Ist die Vier-Tage-Woche das Arbeitsmodell der Zukunft?

Vier-Tage-Woche nimmt europaweit an Fahrt auf. Hamburger Tech-Unternehmen Knowhere mit Vorreiterrolle in der Elbmetropole
19. Juli 2022
Man working on laptop

Vertrauensarbeitszeit, Remote Work und Co.: Flexible Arbeitszeitmodelle gehören spätestens seit der Corona-Pandemie für viele Arbeitnehmer:innen zu den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl ihres Arbeitgebers. Auch die sogenannte Vier-Tage-Woche gehört zu den häufig diskutierten Zukunftsszenarien. Befürworter:innen argumentieren, dass Mitarbeiter:innen durch längere Wochenenden motivierter und produktiver arbeiten könnten. Doch ist der Umstieg auf drei arbeitsfreie Wochentage realistisch? Das will das Hamburger Tech-Unternehmen Knowhere ab August herausfinden.

Vier-Tage-Woche nimmt europaweit an Fahrt auf

Es ging durch die Medien: Bereits im Februar 2022 einigte sich Belgien darauf, dass alle Vollzeitbeschäftigten künftig die Möglichkeit haben sollen, einen zusätzlichen freien Tag in ihre Arbeitswoche einzubauen. Jedoch bringt die Reform in Belgien keine Verringerung der Arbeitszeit mit sich: Wer nur an vier Tagen arbeiten möchte, muss bei einer 40-Stunden-Woche täglich zehn Stunden ableisten.

Dass es auch anders geht, soll ein noch bis September 2022 laufendes Pilotprojekt in Großbritannien zeigen. 70 Unternehmen and über 3300 Arbeitnehmer:innen testen derzeit die Vier-Tage-Woche mit einer Arbeitszeit von 32 Stunden und gleichbleibender Bezahlung. Schon eine im Juni 2021 veröffentlichte Studie aus Island belegte, dass in einem Testzeitraum von fünf Jahren Arbeitnehmer:innen mit einer 36-Stunden-Woche mindestens genauso produktiv arbeiteten wie Vollzeitbeschäftigte. Zudem waren die Studienteilnehmer:innen glücklicher und weniger gestresst. 

Deutsche sprechen sich für Vier-Tage-Woche aus

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv (Stand: Februar 2022) würden es 71 Prozent der Erwerbstätigen auf dem deutschen Arbeitsmarkt befürworten, wenn Deutschland die in Belgien verabschiedete Regelung zur Vier-Tage-Woche mit 40 Wochenstunden übernehmen würde. Die Zustimmung für Modelle, die bei gleichbleibender Bezahlung die Arbeitszeit reduzieren, dürfte naturgemäß noch deutlich höher liegen. Bislang bleibt die Vier-Tage-Woche in deutschen Unternehmen jedoch die Ausnahme.

Hamburger Unternehmen bietet Vier-Tage-Woche an 

Das Hamburger Software-Unternehmen Knowhere gehört zu den wenigen Betrieben, die den Schritt zur Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden Arbeitszeit nun wagen will. Das für die Entwicklung der KI-Chatbot-Lösung moinAI bekannte Team arbeitet ab August 2022 bei gleichem Gehalt nur noch von Montag bis Donnerstag, wie Mitgründer und Geschäftsführer Patrick Zimmermann berichtet. „Wir glauben daran, dass die 40-Stunden-Woche bzw. 5-Tage-Woche ein veraltetes Modell ist. Mit zunehmender Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sind wir in der Lage in weniger Wochenstunden die gleichen Ziele zu erreichen.“

Wichtige Aspekte bei der Umstellung auf die Vier-Tage-Woche seien auch das Anwerben von Talenten und die Erhöhung der Mitarbeiter:innen-Zufriedenheit. Zimmermann erklärt: „Natürlich erhoffen wir uns auch im sehr umkämpften Arbeitsmarkt unsere Mitarbeiter:innen fester an uns zu binden und mit dem Alleinstellungsmerkmal der Vier-Tage-Woche ein Vorreiter moderner Arbeitskultur zu sein.“ 
tn/sb

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