Digitalisierung

Immer mehr Unternehmen setzen auf Datenminimalismus

11. März 2020
Daten sind das Gold der Zukunft. Doch nicht immer führen immer mehr Daten zu immer besseren Ergebnissen. Der CIO der Otto Group im Interview

Daten sind die Treiber der Digitalisierung. Doch die Menge der verfügbaren Daten hat inzwischen eine Größe erreicht, die Marken und Unternehmen zum Umdenken bringt. Die Verarbeitung von Daten verbraucht nicht nur enorme Ressourcen, es frisst auch Zeit und Aufmerksamkeit. Um dauerhaft relevant zu bleiben, müssen Unternehmen neue Wege gehen. Über dieses Thema sprachen die Hamburg News mit dem CIO der Otto Group in Hamburg, Michael Müller-Wünsch, auf eigenen Wunsch ausdrücklich kurz MüWü.

Hamburg News: Otto setzt auf das Thema Datenminimalismus. Was ist darunter zu verstehen und warum ist das nötig?

MüWü: Die Idee: Unseren Umgang mit Daten überdenken und hinterfragen, zu welchem Zweck wir Daten speichern und einsetzen. Der Lösungsansatz: Datenminimalismus. Dahinter steht die Annahme, dass immer mehr Daten nicht automatisch bessere Ergebnisse liefern. Deshalb wollten wir wissen, wie wertvoll die Daten sind, die uns zur Verfügung stehen und ob es auch Daten gibt, die wir gar nicht erheben müssen. Denn gesammelte Daten werden in der Regel auch verarbeitet, bewegt und gespeichert. Das kostet wertvolle Ressourcen, wie Strom, aber auch Wasser für die Serverfarmen.

Hamburg News: Was heißt das konkret für Konsument*innen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt?

MüWü: Datenverarbeitung verursacht indirekt CO2-Ausstoß. Besonders neue KI-Technologien, wie beispielsweise Deep Learning, sind sehr energieintensiv, sodass der Verbrauch mit steigender Datenmenge weiter zunimmt. Das gilt für KI-Anwendungen genauso wie für alltägliche Dinge, etwa dem Streamen von Filmen und Musik oder dem mobilen Surfen. Das ist vielen noch gar nicht bewusst.

Hamburg News: Ihr unterstützt die Idee der Hanse Digital. Befördert der Datenminimalismus auch diese Idee?

MüWü: Hanse Digital ist ja getragen von der Idee, vertrauensvolle Beziehungen im digitalen Zeitalter zu gestalten und zu ermöglichen. Datenminimalismus ist aus meiner Überzeugung eine Facette, die zu diesem Vertrauensansatz sehr gut passt.

Hamburg News: Corporate Digital Responsibility ist das Thema der Stunde. Was plant die Otto Group dazu?

MüWü: Wir werden als Unternehmen künftig noch mehr Verantwortung für neue Bereiche übernehmen als bisher, wie beispielsweise beim Schutz und der Sicherheit persönlicher Daten. Ein achtsamer Umgang mit Daten, wie durch den Datenminimalismus vorgesehen, spart nicht nur Strom, Geld und Zeit – es nutzt auch unseren Kund*innen. Schließlich ist jeder Datenpunkt, der nicht bewegt wird, ein mögliches Sicherheitsrisiko weniger.

Hamburg News: Was wünscht du dir für Hamburgs Zukunft?

Hamburg hat sehr viel zu bieten. Es wäre doch wünschenswert, wenn im Kontext der Digitalisierung unsere Stadt als Vorbild gilt. Hierzu zählen Bildungsangebote in allen Altersstufen, der verantwortungsvolle Umgang mit Daten und Algorithmen – nicht nur KI – und eine chancenorientierte Gestaltung einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft.

Hamburg News: Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Das Interview führte Karolin Köcher

Quellen und weitere Informationen

Die Hanse Digital will eine Antwort sein auf die aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung, der Disruption. Vertrauen und traditionelle westliche Werte sollen die Grundlage sein. Führende Hamburger Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft haben sich zusammengefunden, um eine technische Basis für die Idee der Hanse Digital zu schaffen. Herausgekommen ist, vereinfacht gesagt, der Prototyp für eine Art Vertrauensplattform für den Handel auf Basis der Blockchain.

Weitere Informationen: www.hanse-digital.eu

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