Corona

So helfen Hamburgs Unternehmen in der Krise

5. Mai 2020
Produktspenden, finanzielle Hilfe oder kluge Ideen – Hamburgs Wirtschaft praktiziert Solidarität

Es geht voran: Weite Teile des Einzelhandels haben wieder geöffnet, Bücherhallen nehmen ihren Betrieb wieder auf und ab dem 4. Mai hat der 'Wildwuchs' auf den Köpfen der Hamburger ein Ende. Da scheint die seit dem 27. April im Einzelhandel sowie in Bus und Bahnen herrschende Maskenpflicht zunächst ein Rückschritt. Doch tatsächlich soll die Maßnahme zum Infektionsschutz ein Wiederansteigen der Ansteckungszahlen verhindern und somit weiteren Lockerungen den Weg eben.

Masken für den guten Zweck

Der Umgang mit dem Mund- und Nasenschutz mag anfangs noch ungewohnt sein, doch viele Hamburger beweisen angesichts der neuen Regelungen Kreativität, einen ausgeprägten Sinn für Modebewusstsein – und Solidarität. Denn der Erlös so mancher Maske geht an soziale Einrichtungen. So spenden etwa Studierende aus dem Department Design der HAW HAMBURG die Einnahmen aus dem Verkauf ihrer selbstgenähten Masken einer Obdachlosenorganisation. Und wer sich für einen Mundschutz von Viva con Agua entscheidet, unterstützt mit seinem Kauf die WASH-Projekte (Wasser, Sanitär, Hygiene) des internationalen Netzwerks, das sich für den sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer sanitären Grundversorgung einsetzt.

Block Gruppe spendet 800 FFP3-Masken

Die neueingeführte Maskenpflicht erfordert ausdrücklich keine Medizinprodukte – denn die werden nach wie vor in Gesundheitseinrichtungen benötigt. „Von den Krankenhäusern in unserer Stadt wissen wir, dass die Versorgungslage teils sehr angespannt ist“, so Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Block Gruppe. Mitte April übergab deshalb von Bülow 800 Atemmasken mit Filterfunktion (FFP3-Masken) an das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus in Volksdorf. Die Masken stammen aus den Beständen des Unternehmens für die eigene Lebensmittelproduktion und entsprechen dem Standard, der für den Schutz des medizinischen Personals verwendet wird. Auch das Pharmaunternehmen AstraZeneca mit Deutschlandsitz in Wedel, Schleswig-Holstein, spendet neun Millionen Mundschutzmasken, um weltweit Fachkräfte im Gesundheitswesen bei der Bewältigung von COVID-19 zu unterstützen, 300.000 Mundschutzmasken davon wurden bereits in Deutschland verteilt.

Fielmann produziert Schutzbrillen – und spendet

Doch mit Mund- und Nasenschutz ist es nicht immer getan. Gerade für Ärzte und medizinisches Fachpersonal empfiehlt das Robert-Koch-Institut den Einsatz von Schutzbrillen. Angesichts des gestiegenen Bedarfs hat die Optik-Kette Fielmann die Entwicklung und Produktion von Schutzbrillen aufgenommen. „In Anbetracht der Coronavirus-Pandemie haben wir einen Teil unserer Supply-Chain für Kunststoffbrillen zugunsten von Schutzbrillen umgewidmet“, erklärt Marc Fielmann, Vorstandsvorsitzender der Fielmann AG. 20.000 Schutzbrillen spendete das Unternehmen bereits an Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen. „Mit dieser Spende bedankt sich Fielmann bei allen Ärzten, Pflegern und deren Kollegen für ihre außergewöhnliche Leistung in diesen schwierigen Zeiten und hofft, einen Beitrag zu leisten, um sie bei ihrer lebensnotwendigen Arbeit zu unterstützen“, so Marc Fielmann, der seit gut einem Jahr die Geschicke des Unternehmens leitet.

#KeepTheWorldRunning

Den oftmals auch rein körperlich anspruchsvollen ´Corona-Dienst` würdigt die Sportmarke Intersport und verteilte unter dem Motto #KeepTheWorldRunning Laufschuhe in ausgewählten Hamburger Krankenhäusern. Supermärkte, Lieferdienste, Poststellen sowie weitere Unternehmen sollen folgen. Schließlich würden im Kampf gegen das Corona-Virus viele Extrameilen gelaufen. „Krankenpfleger und -schwestern laufen zwischen 9 und 13 Kilometer pro Schicht. Paketboten nehmen mehrere hundert Treppenstufen pro Tag. Und Supermarkt-Mitarbeiter*innen jagen durch die Gänge und füllen unermüdlich Regale auf. Bei diesen Menschen möchten wir uns für ihren Einsatz bedanken. Indem wir ihnen das passende Schuhwerk für ihre Arbeit schenken“, heißt es in der Pressemeldung des Unternehmens.

Eiskalte Grüße, die das Leben erleichtern

Das leibliche Wohl von Ärzten und Pflegekräften hat der in Mettmann ansässige Direktvertrieb für Tiefkühlkost eismann im Blick. Der Lebensmittel-Lieferdienst füllt die Tiefkühlfächer von rund 180.000 Krankenhausmitarbeitern und erspart ihnen so das Anstehen im Supermarkt. Zusätzlich verteilt das Unternehmen Gutscheine im Gesamtwert von mehr als fünf Millionen Euro in ganz Deutschland. Allein in Hamburg werden 30 Kliniken unterstützt. Darunter etwa das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), die Asklepios Kliniken oder das Altonaer Kinderkrankenhaus. „Das Klinikpersonal in Hamburg leistet großartige Arbeit“, sagt Elmar Westermeyer, Geschäftsführer von eismann. „Unsere Eismänner hatten daher die Idee, diejenigen zu unterstützen, die im Kampf gegen das Coronavirus, das uns alle bedroht, an vorderster Front stehen.“

Unilever: Die ganze Welt im Blick

Auch Unilever zeigt sich großzügig. 100 Millionen Euro stellt das Unternehmen zur Unterstützung globaler und lokaler Bemühungen zur Bekämpfung der Pandemie zur Verfügung. Neben Produktspenden wie Seifen und Desinfektionsmitteln, die an die COVID-Aktionsplattform des Weltwirtschaftsforums sowie globale Gesundheitsorganisationen und -agenturen gehen, erhalten etwa die Tafeln in Deutschland Körperpflegeprodukte, Lebensmittel und Haushaltsreiniger. „Das Coronavirus verbreitet sich in rasantem Tempo. Neben der Gefahr für Leib und Leben sind hunderttausende Existenzen bedroht“, begründet Peter Dekkers, Executive Vice President Unilever DACH, das Engagement des Unternehmens.

Startups packen mit an

Doch nicht nur finanzstarke Unternehmen engagieren sich, auch Startups leisten praktische Hilfe. So arbeitet Beagle Systems eigentlich an der nächsten Generation unbemannter Fluggeräte. Das Hamburger Startup entwickelt eine autonome, senkrechtstartende Langsteckendrohne für Inspektionen oder Transporte von kleineren Ladungen. Die Drohnen werden im 3D-Druckverfahren hergestellt, vierzehn Drucker hat das Startup dazu angeschafft. „Da gibt es immer mal wieder freie Kapazitäten, also haben wir uns gedacht, die können wir anders nutzen“, erklärt Oliver Gregor Zoeller, der zusammen mit Jerry Tang und Mitja Wittersheim im Mai 2019 Beagle Systems gegründet hat. Das Team experimentierte mit der Produktion von Masken, Aufsätzen für Türgriffe und Gesichtsschildern. Besonders die Gesichtsschilder kommen gut an, zwei Arztpraxen nutzen bereits den Virenschutz. „Bei entsprechendem Bedarf könnten wir 100 bis 200 davon am Tag drucken“, so Zoeller.

Perfekt in Corona-Zeiten: Tool-Sharing

Und wieder andere hilfreiche Ideen kommen jetzt schlicht zur richtigen Zeit. Etwa Tool-Sharing. In Zeiten von coronabedingter Kurzarbeit und Homeoffice ergreifen viele Hamburger die Gelegenheit, um Heimwerkerprojekte in Haus und Garten in Angriff zu nehmen. Dank Kurts Toolbox kann das benötigte Werkzeug nun per App für 24 Stunden gemietet werden. Eine erste Ausleihstation findet sich an der Rindermarkthalle auf St. Pauli, eine weitere in Wandsbek ist in Planung.

ys/kk

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