Kreativwirtschaft

Kreativwirtschaft in Hamburg setzt auf Cross-Innovation-Ansätze

9. März 2023
Hamburg Kreativ Gesellschaft unterstützt Akteur:innen von der Ideenentwicklung bis zum Geschäftsmodell. Serie: Hamburgs Branchen (5)

Die Kultur ist zurück, freut sich Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Doch er betont auch die Schwierigkeiten des aktuellen Neustarts. „Kaum liegt die Pandemie weitgehend hinter uns, da stellen Energiekrise und Inflation Kulturanbieter vor neue Herausforderungen.“ Eine akute Bedrohung von Hamburgs vielfältiger Kulturlandschaft sieht er bislang nicht. „Allerdings müssen wir wachsam bleiben und sollten nach Möglichkeit auch aktiv werden.“ So könne jeder zum Multiplikator werden und im Freundes- und Bekanntenkreis von Kulturerlebnissen berichten. Kulturstärkend sollen auch Hamburger Kampagnen wie Gönn Dir Kultur oder Schenk doch Kultur wirken. „Mit diesem Engagement demonstriert die Stadt die Bedeutung des Sektors für Hamburg und betont: Kultur ist wichtig!“ Und zwar über das rein Monetäre hinaus, wie Rühl betont. Dabei ist Kultur durchaus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Rund 134.000 Menschen arbeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft der Metropolregion Hamburg. Das ist ein Anteil von knapp fünf Prozent aller Erwerbstätigen, die insgesamt einen Jahresumsatz von 4,37 Milliarden Euro erwirtschaften (Stand 2016). Wobei die Teilmärkte Theater/Tanz und Musik nicht zu den „Top-Umsatzbringern" gehören, so Rühl. „Den stärksten Anteil daran haben vielmehr die Teilmärkte Presse, Werbung, Design und Software/Games.“ Die von der Hamburg Kreativ Gesellschaft vertretene Branche umfasst insgesamt elf Teilmärkte.

Kultur als wichtiger Impulsgeber

„Doch Kulturwirtschaft ist grundsätzlich nicht nur ökonomisch bedeutend. Sie wirkt immer auch als Mehrwertproduzent: Als Impulsgeber und zum Transportieren von relevanten Inhalten, die Diskurse anstoßen“, betont Rühl. Dass er mit dieser Einschätzung richtig liegt, belegt die Verlängerung des Programms Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung. Am 30. November 2022 hat die Hamburger Bürgerschaft beschlossen, das von der Hamburg Kreativ Gesellschaft initiierte Programm fortzusetzen und mit rund 4,3 Millionen Euro zu unterstützen. „Das Programm Frei_Fläche ist in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für die Stadt. Es verhindert Leerstand, gibt Kreativen den Raum für ihre innovativen Ideen und befördert den Wandel hin zu einer vielfältigen und lebendigen Stadt. Wir brauchen diese kreativen Impulse, um die Stadt zukunftsfähig zu machen“, so Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien.

Egbert Rühl beim Cross Innovation Day 2022

Jupiter: Konzept hat sich bewährt

Prominentes Beispiel für die kreative Interimsnutzung ist das ehemalige Karstadt-Sport-Gebäude „Jupiter" an der Mönckebergstraße: 8.000 Quadratmeter, die seit Juli 2022 Kreativschaffenden als temporäre Ateliers, Ausstellungsflächen, Coworking-Spaces oder Produktionsorte für 1,50 Euro pro Quadratmeter zur Verfügung stehen. „Dabei handelt es sich durchaus um ein herausforderndes Objekt“, so Rühl. Die Transformation einer auf die gewerbliche Nutzung optimierten Immobilie in ein Kulturhaus ist nicht leicht. „Wir sprechen von einem Kaufhaus mit sechs großen Etagen, die über Rolltreppen offen miteinander verbunden sind. Das führt zu akustischen Herausforderungen und erschwert kleinere, abgeschlossene Einheiten.“ In den zurückliegenden sechs Monaten habe somit auch die Hamburg Kreativ Gesellschaft viel gelernt. „Doch das Konzept hat sich bewährt“, zeigt sich Rühl zufrieden. „Jupiter ist zu einem Ort geworden, wo die Gesellschaft zusammenkommt, um etwa über Stadtentwicklung und Architektur zu diskutieren.“

Jupiter in der Mönckebergstraße

Erfolgreicher Cross-Innovation-Ansatz

Einen branchenübergreifenden Austausch verfolgt die Hamburg Kreativ Gesellschaft auch in vielen ihrer Programme. Im Cross-Innovation-Lab oder der Cross-Innovation-Class etwa entstehen durch das Aufeinandertreffen von maximal unterschiedlichen Perspektiven neue Produkt- oder Dienstleistungsideen. Bei der Realisierung kluger Ideen wiederum greift die Creative Business Academy: Ein individuell auf Kreativschaffende zugeschnittenes Programm, das mit fachlichem Know-how sowie maximal 12.000 Euro darauf abzielt, Teilnehmer:innen in eine profitable Entwicklung zu bringen. Dahingegen richtet sich die Creative Future Academy an Solo-Selbstständige und Freiberufler:innen aus der Kreativwirtschaft und unterstützt sie dabei, ihre Geschäftsmodelle in die digitale Ökonomie zu übertragen. „2023 starten wir mit dem Cross-Innovation-Hub in eine neue Phase“, sagt Rühl. „Lag der Fokus bisher darauf, das Innovationspotenzial kreativer Branchen für andere Wirtschaftszweige in einer möglichst frühen Projektphase zu erschließen, werden wir nun in allen Phasen unterstützen und so verstärkt auf eine möglichst rasche Marktreife abzielen.“

20 Jahre Gamecity Hamburg

Zudem steht im Jahr 2023 ein Jubiläum an: Der 20. Geburtstag von Gamecity Hamburg. Die Initiative wurde Ende Oktober 2003 von der Freien und Hansestadt Hamburg ins Leben gerufen. Ziel von Gamecity Hamburg ist es, Unternehmer:innen und Gründer:innen miteinander zu vernetzten, sie zu unterstützen und Hamburg in der öffentlichen Wahrnehmung als eine der führenden Games-Metropolen zu verankern. Die Bilanz des bald zwanzigjährigen Engagements kann sich sehen lassen. Mit mehr als 190 Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette Games aktiv sind – von Studios über Publisher bis zu gamesnahen Dienstleistern und Ausbildungseinrichtungen – zählt Hamburg zu den aktivsten Games-Standorten in Deutschland und Europa. 
ys/mm/sb

Hamburg Games Conference 2022

Quellen und weitere Informationen

Hamburg Kreativ Gesellschaft

Seit 2010 ist die Hamburg Kreativ Gesellschaft zentrale Anlaufstelle für Berufsstarter:innen, Gründer:innen, Angestellte und Solo-Selbstständige aus den elf Teilmärkten der Kreativwirtschaft: Architektur, Bildende Kunst, Design, Film, Literatur, Musik, Presse, Rundfunk, Software/Games, Theater/Tanz und Werbung.

Zum Angebot gehören Workshops, Vorträge und Netzwerkveranstaltungen, individuelle Beratungen, Coachings sowie eigene Finanzierungsprogramme sowie Unterstützung beim Zugang zu Finanzierungen. Die Gesellschaft betreibt 16 Immobilien und verschafft dort ca. 600 Nutzer:innen Arbeitsräume. Darüber hinaus hilft sie bei der Suche nach geeigneten Räumen. Mit Inkubatoren, Acceleratoren, Labs und weiteren Formaten werden Innovationen mit und für die Kreativwirtschaft initiiert und gefördert.

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