Digitalisierung

Digital Art Museum: Kunst und Kultur als Wirtschaftsfaktor

2. November 2021
Hamburg ist eine erfolgreiche Touristikdestination. Europas erstes digitales Kunst-Museum könnte der Stadt einen weiteren Schub bescheren

Der Bilbao-Effekt, die auch wirtschaftliche Aufwertung einer Stadt durch ein spektakuläres Gebäude, gelingt nicht vielen Regionen. Hamburg ist es mit der Elbphilharmonie gelungen. Seit der Eröffnung im Januar 2017 stellt das Konzerthaus eine Erfolgsgeschichte dar, das Gäste aus dem In- und Ausland lockt und als neues Wahrzeichen der Stadt verstanden wird. Der neue „Lonely Planet“-Reiseführer listet die Elbphilharmonie gar auf Platz drei ihrer Top-250-Liste der „Ultimativen Reiseziele Deutschlands“.

Vertragsunterzeichnung auf Delegationsreise nach Asien

Einen Sog-Effekt könnte ab 2024 auch das Digital Art Museum entwickeln. Immerhin entsteht in der östlichen HafenCity auf über 7.000 qm Europas erstes und größtes digitales Museum mit der permanenten Ausstellung teamLab Borderless Hamburg. Initiator ist Lars Hinrichs. Der Xing-Gründer hat das Künstlerkollektiv teamLab 2016 erstmals in einer Ausstellung der Fondation Maeght in Südfrankreich erlebt. „Ich war überwältigt und wusste: Das möchte ich in Hamburg erlebbar machen“, so Hinrichs. Also stellte der Entrepreneur, Investor und Netzwerker die notwendigen Kontakte her und 2019 kam es auf einer Delegationsreise nach Asien zur Vertragsunterzeichnung: Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher besuchte mit rund 50 hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur – unter ihnen Lars Hinrichs – nach Stationen in Shanghai, Osaka und Kobe auch das Digital Art Museum in Tokio. Das außergewöhnliche Museum hatte sich von Anfang an als internationaler Publikumsmagnet erwiesen.

Publikumsmagnet Elbphilharmonie

700.000 Besucher im ersten Jahr in Hamburg erwartet

Die Strahlkraft des Digital Art Museums nun dürfte in seinem interaktiven Ansatz liegen. Die Kunst des internationalen Künstlerkollektivs teamLab erlaubt Besucher*innen ein individuelles Erlebnis, indem Jede*r Teil der Kunst wird und sie aktiv beeinflusst. Nach seiner Eröffnung 2018 in Tokio lockte das besondere Kunsterlebnis 2,3 Millionen Besucher*innen innerhalb eines Jahres aus mehr als 160 Ländern und Regionen der Welt. In Hamburg liegt die Zahl der angepeilten Besucher*innen im ersten Jahr bei rund 700.000. „Hamburg bietet für ein solches Digital Art Museum beste Standortvoraussetzungen“, ist Hinrichs überzeugt. So überzeugt, dass er hinter den Investitionen von 45 Million Euro für das Hamburger Digital Art Museum steht.

Auch Tschentscher ist von der Idee überzeugt: „Das Digital Art Museum wird ein außergewöhnlicher Ort der digitalen Kunst. Mit einer starken Digitalszene und einer umfassenden Digitalisierungsstrategie ist Hamburg ein guter Standort für das teamLab-Projekt in Europa. Das Digital Art Museum, der Digital Campus Hammerbrooklyn und das zukünftige „Haus der digitalen Welt“ zeigen die vielfältigen Perspektiven der Digitalisierung und ermutigen, sich in die Gestaltung der digitalen Zukunft einzubringen."

Lars Hinrichs, Initiator des ersten europäischen Digital Art Museums

Zielgruppe: Menschen im Alter von null bis 120 Jahren

Entsprechend wird die Ausstellung auch einen Bildungsauftrag verfolgen. „Wir können nächsten Generationen ermöglichen zu erleben, dass Digitalisierung mehr ist, als coole Smartphones, Streaming oder Spiele“, erklärt Hinrichs, der sicher ist, alles was digital sein kann, wird auch digital werden. „Digitale Kunst ist da nur der nächste logische Schritt.“

Als Zielgruppe für digitale Kunst haben Hinrichs und Caren Brockmann, seit Oktober Geschäftsführerin des Digital Art Museum, Menschen im Alter von null bis 120 Jahren im Blick. „Wir haben uns an der Angabe auf Spielen orientiert, wo es ‚Von null bis 99‘ heißt. Aber das schien uns angesichts einer zunehmenden Lebenserwartung nicht ausreichend“, erklärt Brockmann.

teamLab-Projekt: The Way of the Sea

HafenCity lockt Touristen

Und Hinrichs und Brockmann rechnen mit Besucher*innen über die Tore Hamburgs hinaus. Schließlich ist Hamburg ein ausgesprochen erfolgreicher Touristik-Standort. Im Vor-Corona-Jahr 2019 konnte die Hansestadt mit 15,4 Millionen Übernachtungen den 19. Rekord in Folge verzeichnen. Ein besonderer Anziehungspunkt für Touristen ist dabei gerade auch die HafenCity. „Die HafenCity ist ein sich rasant entwickelnder Stadtteil, wo sich kontinuierlich unglaublich viel tut“, so Hinrichs und nennt als Beispiel das Elbtower-Projekt. Für das 61-stöckige Hochhaus sind 700 Millionen Euro veranschlagt, die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Zudem ist Hamburg eine der beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen in Europa. 2019 wurden 210 Kreuzfahrtschiffe mit 815.000 Passagier*innen an den drei Hamburger Kreuzfahrtterminals abgefertigt. „Viele Kreuzfahrten starten und enden in Hamburg und die Tourist*innen müssen nur ein paar Schritte gehen und finden gleich eine ganze Reihe fantastischer Sehenswürdigkeiten – ab 2024 unser Digital Art Museum.

teamLab-Projekt: Flutter of Butterflies

Neugier ist ein starker Treiber

Dabei werde das Digital Art Museum nicht nur Kunst- oder Digitalenthusiast*innen anlocken, sind Hinrichs und Brockmann überzeugt. „Neugier ist ein starker Treiber. Diese Ausstellung ist in Europa etwas völlig Neues“, weiß Brockmann. Die digitale Pressekonferenz im September war zugleich der Start des Ticket-Verkaufs. „Inzwischen haben sich schon mehrere hundert Interessierte ein Ticket gesichert“, so Brockmann. Und das für ein Museum, das noch gar nicht gebaut ist und eine Ausstellung, die erst in mehreren Jahren ihre Tore öffnet.
ys/kk

Quellen und weitere Informationen

Kunst und Kultur als Wirtschaftsfaktor

Als Hamburger Publikumsmagnet mit internationaler Strahlkraft hat sich das Miniatur Wunderland erwiesen, das in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Rund 20 Millionen Besucher aus allen Teilen der Welt haben die laut Guinness-Buch der Rekorde größte Modelleisenbahnanlage der Welt bereits besucht. Allein durch Miniatur Wunderland-Besucher werden über 300.000 Übernachtungen pro Jahr generiert. Die Baukosten der wachsenden Anlage beziffern die Gründer Frederik und Gerrit Braun, die inzwischen 360 Mitarbeiter beschäftigen, mit 36 Millionen Euro. Das Miniatur Wunderland ist also nicht nur Freizeitvergnügen, sondern ein veritabler Wirtschaftsfaktor, der zudem den Tourismus der Hansestadt ankurbelt. Ähnlich wie Hamburgs Musical-Szene – immerhin ist die Hansestadt nach New York und London der drittgrößte Musicalstandort der Welt. Auch der Datenbericht zur Kultur- und Kreativwirtschaft in der Metropolregion Hamburg 2018 bestätigte die Relevanz der Kulturbranche. „Die Kultur- und Kreativwirtschaft erzielte bereits 2015 einen Umsatz von knapp 14,6 Milliarden Euro und eine Wertschöpfung von mindestens 5,7 Milliarden Euro. Dies entspricht 2,5 bzw. 2,8 Prozent der Gesamtwirtschaft in der Metropolregion Hamburg.“

Ähnliche Artikel

Tourismus: Gästezahlen in Hamburg steigen weiter an

Hamburg zieht positive Sommerbilanz. Übernachtungszahlen im August bereits beinahe auf Vorkrisenniveau. Tourismusbranche optimistisch

Konjunkturbericht: Hamburgs Wirtschaft über Bundesdurchschnitt

HWWI und Handelskammer Hamburg stellen aktuelle Konjunkturzahlen für Hamburg und Deutschland vor. Hamburg weiter auf Normalisierungskurs

Bühne frei für die Musical-Metropole Hamburg

Die Musical-Saison ist eröffnet. Den Anfang machte „Footloose“ im First Stage Theater, nun folgen Stage Entertainment und das Mehr! Theater

Erlebniswelten Hamburg: Digitalisierung und Instagramisierung

Die Zahl der Touristenattraktionen wächst kontinuierlich, vor allem in der Speicherstadt.
Die von uns eingesetzte Consent Management Plattform (https://app.usercentrics.eu/) konnte nicht geladen werden. Dies kann passieren, wenn AdBlocker diese URL fälschlicherweise blockieren. Einige Funktionen, wie z.B. Kartendarstellungen, Umkreissuchen oder Formulare, können so nicht verwendet werden. Um diese Funktionen benutzen zu können, deaktivieren Sie bitte Ihren AdBlocker oder erlauben Sie den Zugriff auf *.usercentrics.eu.