So haben die Festivals den Corona-Sommer überstanden

Die Metropolregion Hamburg ist im Sommer geprägt von zahlreichen Festivals. Anfang April mussten mit den Eindämmungsverordnungen alle geplanten Großveranstaltungen abgesagt werden. Als erstes fielen dem das Internationale Musikfest in der Elbphilharmonie und der Elbjazz Anfang Juni zum Opfer. Die Veranstalter*innen setzen jetzt auf 2021.
Kreative Lösungen und Hybrid-Formate
Auch das MS Dockville, der Vogelball und das MS Artville in Wilhelmsburg konnten nicht stattfinden. Die gebuchten Künstlerinnen und Künstler hätten fast vollständig für das Dockville 2021 zugesagt und alle Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten. „Wir wollen in diesen Zeiten nicht auf Kultur und Diskurs verzichten“, sagt Piet Eckhof vom Marketing beim Veranstalter Kopf & Steine. „Auf der Veranstaltungsfläche haben wir mit dem MS UFERPARK 2020 einen begehbaren und zu jeder Zeit öffentlichen Kunstpark geschaffen. Gespräche mit Künstler*innen, Atelierbesuche, DJ-Sets, Slamauftritte und digitale Kunstwerke gibt es als digitales MS ARTVILLE in der Mediathek zu entdecken.“
Kreative Lösungen haben auch das Hurricane, das Wacken Open Air und das Airbeat One gefunden. In Zusammenarbeit mit dem NDR und ARTE haben die Veranstalter*innen ein virtuelles Hurricane Festival gestartet. Eine Mischung aus einem Livestream vom Festivalgelände mit Talkrunden und kleinen Auftritten auf der Abstands-Bühne in Scheeßel und On-Demand-Konzertmittschnitten der letzten Jahre ließen Fans in Erinnerungen schwelgen.
Festivalstimmung im eigenen Garten
Das Airbeat One, eines der größten Festivals für elektronische Musik in Neustadt-Glewe, hat einige der Künstlerinnen und Künstler ins Hamburger Cruise Inn eingeladen. Zunächst im Autokino, später auf der Freiluftbühne, spielten die DJs Corona-konforme Konzerte mit festen Sitzplätzen an mehreren Wochenenden über den Sommer verteilt. Und auch das Wacken Open Air hat eine neuartige Online-Version gestartet. Mit Wacken World Wide wurden von einer geheimen Bühne in Hamburg mit einer speziellen 360°-Technik Mixed-Reality Live-Konzerte gestreamt. Mit Publikumsinteraktionen und dem eigenen Zelt im Garten konnte da echte Festivalstimmung aufkommen.

Mit dem Reeperbahn Festival ein Exempel statuieren
Das Reeperbahn Festival hat als erstes Festival im Norden das Experiment gewagt und ein corona-konformes Festival auf die Beine gestellt. Exemplarisch und praktisch näherte sich das Reeperbahn Festival den existentiellen Fragen, mit denen Kulturwirtschaft, Live-Entertainment-Branche, viele junge Bands und Künstler*innen sowie die Spielstätten und Besucher*innen aktuell und auf absehbare Zeit konfrontiert sind. Über vier Tage wurde real erlebbar, unter welchen Bedingungen Kulturveranstaltungen derzeit umgesetzt werden können.
Wirtschaftlich trifft die Krise hart
Wirtschaftlich bedeute dies herbe Einbußen, berichtet Piet Eckhof. Das ganze Jahr sei auf die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen im Sommer ausgerichtet. Das treffe natürlich hart. Die beste Hilfe sei da, die Tickets nicht zurückzugeben sondern für das nächste Jahr zu nutzen. Viele Festivals haben Spendeaufrufe gestartet oder bieten Unterstützungs-Merchendise an.
sm/kk