GründerInnen

App-Camps-Gründerin: Die Zukunft wird digital sein

14. November 2018
Dr. Diana Knodel will jungen Menschen digitale Kompetenzen vermitteln. Außerdem setzt sie sich für Gründerinnen ein. Im Interview verrät sie ihre Vision

Im April 2018 wurde der StartupSpot Female Founders gelauncht, eine nationale Datenbank für Startups, die über mindestens ein weibliches Gründungsmitglied verfügen. Ins Leben gerufen wurde die deutschlandweite Plattform von Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn, die mit ihrer privaten Initiative Hamburg Startups aus der hanseatischen Gründerszene nicht mehr wegzudenken sind. Mittlerweile zählt die Datenbank 395 Startups (Stand November 2018) – davon kommen 15,7 Prozent aus der Tech-Branche.

In diesem Fachgebiet fühlt sich auch Dr. Diana Knodel zuhause. Die studierte Medieninformatikerin hat bereits als Teil ihrer Promotion ein E-Mentoring-Programm für Mädchen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) entwickelt. Vor acht Jahren ließ sich die gebürtige Baden-Württembergerin schließlich in Hamburg nieder, wo sie zunächst als Projekt- und Teamleiterin in der IT-Branche arbeitete und anschließend bei Xing als Produkt Managerin tätig war. 

Nebenbei hat sie sich, zusammen mit ihrem Mann Philipp, immer wieder ehrenamtlich engagiert – vor allem für Mädchen und benachteiligte Jugendliche. 2014 gründeten sie schließlich das Non-Profit-Startup App Camps, um den Nachwuchs für Informatik und digitale Themen zu begeistern. Darüber hinaus will Diana heute als Ambassador für den StartupSpot Female Founders für mehr Sichtbarkeit von weiblichen Gründerinnen sorgen. Im Interview mit den Hamburg News spricht sie über ihre Vision, Meilensteine und die Chance zur Mitgestaltung in einer digitalen Welt.

Hamburg News: Welches Ziel verfolgt ihr mit App Camps?

Diana: Unsere Vision ist, dass alle Kinder und Jugendliche digitale Kompetenzen haben, um in der digitalisierten Welt erfolgreich zu sein. Und zwar unabhängig vom Geschlecht oder der sozialen Herkunft. Die Zukunft wird digital sein, deshalb müssen alle Teile der Gesellschaft die Möglichkeit bekommen, die Zukunft mitzugestalten.

Hamburg News: Wie setzt ihr eure Vision um?

Diana: Mit App Camps wollen wir digitale Kompetenzen von jungen Menschen stärken. Dazu entwickeln wir Unterrichtsmaterialien, z. B. zum Thema App-Entwicklung, zur grafischen Programmiersprache Scratch oder HTML & CSS. Für Lehrkräfte sind diese Unterlagen kostenlos. Neben dem Erlernen wichtiger digitaler Kompetenzen bekommen Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Berufswelt und erleben Rollenmodelle aus der Digitalbranche. 

Um gezielt Mädchen für das Thema Programmierung zu gewinnen, setzen wir in unseren Videos beispielsweise zahlreiche weibliche Rollenmodelle ein. So haben wir in den Abschlussvideos unserer Unterlagen kurze Interviews mit Software-Entwicklerinnen integriert. Und wir organisieren immer wieder Veranstaltungen nur für Mädchen. Seit September 2018 veranstalten wir in Hamburg den Mädchen Digital Club, bei dem Mädchen eigene digitale Produkte entwickeln und Frauen aus dem IT-Bereich kennenlernen.

App-Camps-Gründerin Dr. Diana Knodel

Hamburg News: Wie finanziert ihr euch?

Diana: Wir sind gemeinnützig und unser Angebot ist für Lehrkräfte kostenlos. Deshalb sind wir auf Finanzierung durch Stiftungen und Unternehmen angewiesen. Da haben wir bereits tolle Partner, die uns teilweise von Anfang an unterstützen. Trotzdem sind wir immer wieder auf der Suche nach neuen Förderern. Besonders würden wir uns freuen, noch mehr Hamburger Unternehmen als Partner und Sponsoren zu gewinnen. 

Hamburg News: Welche wichtigen Meilensteine habt ihr bisher mit App Camps erreicht?

Diana: Unser wichtigster Meilenstein war es zu sehen, dass unser Konzept funktioniert und wir unseren Ansatz skalieren können: Im vergangenen Schuljahr haben wir über 70.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Darüber hinaus haben wir mehrere Auszeichnungen und Preise gewonnen, u.a. die Google Impact Challenge 2016.

Hamburg News: Wie groß ist euer Team? Und wie ist die Geschlechterverteilung?

Diana: Wir sind sieben Personen im Kernteam, darüber hinaus arbeiten wir mit einigen Freelancern zusammen. Tatsächlich haben wir deutlich mehr Frauen (Informatikerinnen) im Team, das hat sich über die Jahre einfach so entwickelt. 

Hamburg News: Wie wichtig ist euch Hamburg als Headquarter?

Diana: Wir fühlen uns in Hamburg sehr wohl und sind mit App Camps gut vernetzt. Die Hansestadt hat eine tolle Startup-Szene und viele spannende Digitalunternehmen, mit denen wir gerne kleinere Projekte umsetzen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Beim Digital Summit im März 2018 haben wir Lehrkräfte und die Digitalbranche zusammengebracht. Otto, Xing, Google, Jimdo, Facelift und Facebook haben Lehrkräfte zu sich eingeladen und ihnen gezeigt, wie sie arbeiten. Das war großartig – für beide Seiten. 2019 werden wir den Digital Summit, den wir gemeinsam mit der Körber-Stiftung organisieren, auf alle Fälle wiederholen. 

Hamburg News: Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Diana: Eine Bildungslandschaft, die allen Kindern die gleichen Chancen ermöglicht. Mit Fobizz starten wir gerade ein zweites Projekt, bei dem es um Online-Fortbildungen für Lehrkräfte rund um IT, Medien und Digitalisierung geht. Wir sind überzeugt, dass so ein Angebot für Lehrkräfte ein wichtiger Beitrag zu einer wirklich gerechten Bildung ist. 

Hamburg News: Vielen Dank für das Interview!

Das Gespräch führte Sarah Bischoff

Quellen und weitere Informationen

5 Jahre Hamburg Startups

Hamburg Startups wird dieses Jahr 5 Jahre alt und blickt auf mehr als 50 Netzwerk-Events mit insgesamt über 7.000 Gästen und mehr als 1.200 Blogeinträgen zurück. Die erste Veranstaltung der privaten Initiative, die von Sina Gritzuhn und Sanja Stankovic gegründet wurde, fand 2013 statt. Im Sommer 2014 ging der Startup Monitor an den Start – in dem heute über 680 Hamburger Startups registriert sind. Im April 2018 launchten sie den StartupSpot Female Founders, eine nationale Datenbank für Startups. 
www.hamburg-startups.net

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