Wie digitale Tools die Gesundheit von Seeleuten verbessern sollen

Laut der Deutschen Seemannsmission sind derzeit mehr als 1,5 Millionen Menschen weltweit als Seeleute tätig. Um ihre Gesundheit mit zeitgemäßen Maßnahmen fördern zu können, hat ein Hamburger Projektteam digitale Tools für das Gesundheitsmanagement an Bord der Handelsschiffe entwickelt. Als Zielgruppe gelten insbesondere Reedereien. Nun wurden die Ergebnisse des Projekts „E-Healthy Ship“ vorgestellt.

Gesundheitsdaten als Basis für digitale Tools
Das für das Projekt hauptverantwortliche Hamburger Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM) startete nach eigenen Angaben bereits 2017 mit der Erstellung von Fragebögen und dem Ausloten von passenden wissenschaftlichen Methoden. Seit Mitte 2018 seien für die spätere Konzeption der digitalen Tools dann auf Testschiffen von Hamburger Reedereien Gesundheitsdaten der Besatzung erhoben worden – darunter die UV-Belastung, Schlaf- und Fitnesswerte, Arbeitsbewegungen und Blutwerte.
Auf Basis der gesammelten Daten entwickelte das Projektteam zwei digitale Tools: Die E-Learning-Plattform „Crewhealthy” sowie Software-Module für das maritime Computerprogramm „Cloud Fleet Manager“.
E-Learning-Plattform soll über Gesundheitsthemen aufklären
Die vom wissenschaftlichen Team des ZfAM entwickelte E-Learning-Plattform soll visuell ansprechende Tipps zu Ernährung, Sport, psychischer Gesundheit, Schlafqualität und Entspannungstechniken an Bord beinhalten. Auch Lernkurse, wöchentliche Quizspiele, ein Kochbuch sowie ein Tool zur Lebensmittelbestellung gehören nach Angaben des ZfAM zum Angebot. Zur Steigerung der Motivation sowie regelmäßigen Nutzung des Tools hätten Reedereien auch die Option, eine individuelle leistungsbezogene Auswertung nach Punkten einzusetzen.
Software-Module für digitales Gesundheitsmanagement an Bord
Für die bereits bestehende Anwendung „Cloud Fleet Manager“ des Hamburger Softwareentwicklers Hanseaticsoft entwickelte das Projektteam des ZfAM neue gesundheitsbezogene Module. Künftig sollen so etwa Krankenbücher an Bord digital geführt oder Medikamente an Bord zentral verwaltet und ausgegeben werden können. Besatzungsmitglieder erhielten zudem die Möglichkeit, selbstständig auf eigene Krankheits- und Behandlungsfälle zuzugreifen und alle dazugehörigen Informationen einzusehen.
Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Prof. Dr. Volker Harth, Institutsdirektor am ZfAM, zeigte sich im Rahmen der Projektvorstellung zufrieden: „Das Projekt E-Healthy Ship hat in einem maritimen Umfeld bewiesen, dass das Angebot der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsschutzes an Bord durch digitales Lernen und digital ermöglichte Interaktion deutlich erweitert werden kann.“ Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina betonte, das Vorhaben habe durch seine interdisziplinäre Struktur vorbildlich zum Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft beigetragen. Das Gesamtvolumen des Projekts betrug rund 1,8 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), von der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) sowie von den Projektpartner*innen selbst.
tn/sb
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM)
Das ZfAM ist eine Einrichtung der Hamburger Justizbehörde und eng mit dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg verbunden. Wesentliche Aufgabe des Instituts ist die Durchführung wissenschaftlicher und praktischer Untersuchungen, um vertiefte Erkenntnisse über die Wirkung von Arbeit auf die Gesundheit des Menschen zu gewinnen.