Künstliche Intelligenz

Durch Transparenz Vertrauen in KI schaffen

23. Oktober 2019
Kann künstliche Intelligenz die großen Probleme der Menschheit lösen? Wie ist Hamburg in diesem Bereich aufgestellt? Teil zwölf unserer KI-Serie

Die Erwartungen an künstliche Intelligenz (KI) sind groß. Smarte Algorithmen sollen die großen Probleme der Menschheit lösen. Unheilbare Krankheiten, Hunger, Wasserknappheit oder die Klimakrise. Was der Mensch bisher nicht bewältigen konnte, soll übermenschliche Intelligenz schaffen. Wie realistisch sind diese Erwartungen und wie ist Hamburg in diesem Bereich aufgestellt? Lesen Sie den zwölften Teil unserer Serie über künstliche Intelligenz.

Katzen ja, Hunde nein

Und tatsächlich ist KI ein wertvolles Werkzeug in vielen Feldern. Von übermenschlicher Intelligenz – auch starke KI genannt – sind wir jedoch noch weit entfernt, ist Frank Steinicke, Professor für Human-Computer Interaction an der Universität Hamburg, überzeugt. „Bei der heutigen Technologie sprechen wir maximal von schwacher KI, also von Computerprogrammen, die klar definierte Aufgaben lösen, die genutzte Lösungsstrategie jedoch nicht oder nur sehr bedingt auf andere Aufgabenbereiche übertragen können.“ So könne eine KI, die trainiert wurde Katzen auf Bildern zu identifizieren, noch lange keine Hunde identifizieren. Und noch sei es auch nicht absehbar, dass Computer eine solche Intelligenzleistung erbringen könnten.

2050: Rechnerleistung mit Intelligenz aller Menschen auf der Welt vergleichbar

Dabei ist es durchaus so, dass der technische Fortschritt rasant voranschreitet. „2025 dürfte eine Rechnerleistung erreicht sein, die mit der des menschlichen Gehirns vergleichbar ist. Und 2050 könnte es die Rechnerleistung gar mit der Intelligenz aller Menschen auf der Welt aufnehmen.“ Man spreche hier vom Singularitätspunkt, also von einem Wendepunkt, von dem an die Rechnerleistung von Maschinen der von Menschen weit überlegen ist. Doch käme es eben nicht allein auf die Rechnerleistung an, betont der Professor. 

Intuition unerreicht

„Das menschliche Gehirn greift auf 250.000 Jahre Evolution zurück, um eine optimale Verarbeitung von Informationen zu erreichen, etwa durch das intuitive Ausblenden von unwichtigen Daten und Konzentration auf relevante Informationen.“ Genau darin liegt die Überlegenheit menschlicher Gehirne gegenüber auch ausgesprochen hochleistungsfähigen Computern. Doch auch die begrenzte – schwache – KI ist bereits ausgesprochen nützlich, findet Steinicke. Besonders in Feldern wie der Medizin, in denen mit großen und komplexen Datenmengenumgegangen wird, sind Algorithmen dem Menschen überlegen. Sie analysieren etwa Röntgen- oder MRT-Bilder und erkennen Anomalien – und sind dabei extrem schnell und treffsicher.

Transparenz schaffen

Doch wie genau tun sie das? „Je komplexer die Datenlage, desto weniger sind wir in der Lage, den Lösungsweg einer KI nachzuvollziehen“, weiß Steinicke. Doch gerade diese Transparenz ist entscheidend, um das nötige Vertrauen für KI in der Gesellschaft zu sichern. „In dieses Feld wird noch viel Arbeit fließen müssen“ ist der Professor sicher. Und wie steht es mit den dazu nötigen Experten in Hamburg? Ist eine Professur für KI in Sicht? „Auch wenn wir aktuell keine ausgesprochene Professur für künstliche Intelligenz haben, arbeiten doch viele Professorinnen und Professoren bereits in vielen Bereichen wie Machine Learning oder Signal- bzw. Bilddatenverarbeitung, die eng verzahnt mit dem Forschungsfeld KI sind.“

KI-Gesichtserkennung

Länderübergreifende Forschung

Als Beispiel nennt Steinicke KI-SIGS. Das Projekt aus norddeutschen KI-Instituten in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein widmet sich dem Aufbau eines KI-Space für intelligente Gesundheitssysteme. „Sehr interessant ist auch der internationale Sonderforschungsbereich Cross-modal learning”, betont Steinicke. Hier kooperieren die Universität Hamburg und Forschungseinrichtungen in China bei der Fragestellung, wie Menschen durch ihre verschiedenen Sinne lernen, wie sich das auf Maschinen übertragen lässt und wie diese Erkenntnisse in der Zusammenarbeit mit Maschinen in Zukunft genutzt werden können. „Von dieser Grundlagenforschung versprechen wir uns ganz neue Ansätze für die KI“, so Steinicke. 

Die Erkenntnisse des auf 12 Jahre angelegten und mit 11,6 Millionen Euro budgetierten Forschungsprojekts sollen helfen, die Kommunikation und Kooperation von Mensch und Roboter besser zu verstehen. So wird die Entwicklung von KI länderübergreifend vorangetrieben und das aus gutem Grund. Denn auch die aktuell ´schwache` KI kann sehr wohl dabei helfen, die großen Probleme der Menschheit zu lösen.
ys/kk

Quellen und weitere Informationen

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