4 Trend-Prognosen für die Medien- und Digitalbranche 2022

Die Standortinitiative nextMedia.Hamburg wirft einen Blick in die Glaskugel. In insgesamt vier Kategorien – Media & Society, Enabling Technologies, Content & Storytelling und Business Model Innovation – haben Expert*innen Prognosen dazu abgegeben, was Anbieter*innen und Nutzer*innen im Jahr 2022 erwarten wird. Wir stellen aus jeder Kategorie einen vielversprechenden Trend vor.
1. Virtual & Real Communities
Entwicklungen in der Medienbranche haben immer auch einen Einfluss auf das gesellschaftliche Miteinander. Nicht erst die Corona-Pandemie hat die Notwendigkeit digitaler Räume und Treffpunkte verdeutlicht und vorangetrieben. Gleichzeitig wird jedoch auch das Bedürfnis nach analogen, physischen Begegnungen größer. Virtuelle Welten, echte Gemeinschaften – geht das?
Ein hybrides Internet verändert vieles bezüglich unserer sozialen Kontakte, wie wir arbeiten und uns unterhalten lassen. Der Schlüssel allerdings sei, sich zu fragen: „Wie können wir die neue virtuelle Welt nutzen, um die tiefsten menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen?“, so Experte David Mattin von New World Same Humans. Communities, die nur im Digitalen verbleiben, werden ihm zufolge bald abgehängt. Im Kern geht es um gemeinsame Werte, um Austausch und um das Gefühl, nicht alleine zu sein – auch online. Das verlangt eine redaktionelle Anpassung, die es User*innen ermöglicht, nicht nur passiv zu Konsumieren, sondern sich aktiv einzubringen.

Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung werde weiterhin das Real Life Gaming sein. Dieses basiert zwar auf den grundlegenden Elementen von Computerspielen, das Spiel an sich findet jedoch im echten Leben statt. „Es verändert, wie Menschen die Welt sehen. Reale Begegnungen und Umgebungen werden Teil der Spielerfahrung – und so ermöglichen sie lokale Communities überall auf der Welt“, sagt Dominik Schönleben, der beim amerikanischen Entwicklerstudio Niantic arbeitet.

2. NFTs & Tokenisierung
Die Trendkategorie „Enabling Technologies" beleuchtet Technologien, die in Zukunft ganze Branchen maßgeblich verändern könnten. Eine dieser Technologien werden laut nextMedia.Hamburg sogenannte „Non Fungible Tokens" (NFTs) sein. Zu verstehen sind darunter auf der Blockchain basierende Echtheitszertifikate, mit denen digitaler Content, zum Beispiel Kunst, Musik oder Mode, in käufliche Originale verwandelt werden. Das bedeutet auch, dass die Rechte am Token bei den Creator*innen bleiben, wodurch sie eine neuartige Form der Unabhängigkeit erlangen.
„Die Tokenisierung wird zum Klebstoff zwischen Creator*innen und Consumer*innen", prognostiziert Amke Block, Gründerin von Un1k-Art. Insbesondere aus der Perspektive der Endkonsument*innen ermöglichen NFTs eine neue Formen der Partizipation und Unterstützung, indem sogenannte „Community-" und „Fan-Token" anonyme Beziehungen aufbrechen und damit Nähe und der Gestaltungsmöglichkeit herstellen können.
3. Climate Literacy
Der stetig fortschreitende Klimawandel ist und bleibt eines der wichtigsten Themen, auch im Jahr 2022. Deswegen prognostiziert die Journalistin Sara Schurmann vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland: „Wenn wir unsere Lebensgrundlagen sichern wollen, ist es zentral, dass Journalist*innen realistische Lösungen aufzeigen und konsequent anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse einordnen. Dafür braucht es Fortbildungsangebote für Journalist*innen und eine vertiefte Debatte innerhalb der Branche.“
Aktuelle Ansätze für eine zukunftsfähige Klimaberichterstattung zeigen beispielsweise „Green", das neue Ressort der Zeitung ZEIT, als auch der Instagram-Kanal „klima.neutral" des WDR, die mit Erzählstrategien experimentieren und komplexe Themen anhand kreativer Stories und Posts sichtbar machen.
4. Audio – quo vadis?
Das Audio-Wachstum wird weitergehen: „Der Wettbewerb zwischen den größten Akteur*innen im Audiobereich nimmt weiter zu, wobei gerade der Podcast-Markt eine entscheidende Rolle spielt„, sagt Jana Wuttke von der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Allerdings werde die Sichtbarkeit von Podcasts und Co. wohl zukünftig noch stärker von den großen Plattformen bestimmt werden. So bietet Apple seit Juni 2021 ein Abo-Modell für Publisher und Podcaster*innen an und Spotify hat erst kürzlich mit „Megaphone" ein neues Tool veröffentlicht, mit dem Audio-Content nicht nur kostenpflichtig zugänglich gestaltet werden kann, sondern auch eine Vielzahl an Analyse-Tools freigeschaltet werden können.
Natürlich entstehen darüber hinaus auch technische Innovationen, zum Beispiel durch Personalisierung und Einbindung von Hörer*innen, die in Livestreams, wie auf Twitch, miteinander diskutieren. Und auch an der Formatfront tue sich einiges, wie beispielsweise die Podcast-Produktion „Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen?“ zeigt, die sogar verfilmt werden soll.
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